Mittwoch, 22. Juli 2015

Bärenbachpfad und idyllische Hunsrückdörfer

Dienstag, 21. Juli 2015:
Früh bin ich wach an meinem zweiten Urlaubstag. Nachdem ich am 12. Juli während der geführten Wanderung einen ersten Eindruck der Traumschleife Bärenbachpfad bekam, möchte ich sie heute erneut wandern. Nicht mit einer Herde Menschen, nein, ganz alleine.
Zu Hause schnell eine Tasse Kaffee und zwei Scheiben Brot - die erste mit Leberwurst, die zweite mit Käse - das wird für 15 km reichen. Flüssigkeit ist wichtiger und so fülle ich meine Flasche mit der bewährten Mischung aus rotem Traubensaft, stillem Mineralwasser und einer Brise Salz.
"Bärenbachpfad - Klappe, die Zweite!" würde es auf einem Filmset lauten.
Beim Bärenbach

Um 08:15 Uhr starte ich am Parkplatz beim Stadtweiher Baumholder und folge dem Weg auf kleinen Pfaden durch den Wald bis zum Ungeheuerstein. Der trägt seinen Namen nicht etwa, weil sich hier ein Ungeheuer herumtreibt, vielmehr soll er an den Förster namens Ungeheuer erinnern.
Durch den Stadtwald und später über den "Weg der Stille" gelange ich an das Waldhaus.
Unterhalb des Waldhauses kann man den ersten schönen Blick in die Pfalz genießen. Der Weg führt mich über abwechslungsreiche Pfade zur "Pforte der wilden Frau".
Solche Portale sind immer wieder am Wegesrand zu finden. Sie charakterisieren diese Traumschleife und zeigen dem Wanderer den richtigen Weg.
Am Bärenbach erwarten mich Ruhe und Natur pur. Ich bleibe stehen und halte inne. Viele Minuten bleibe ich hier, denke nach, reflektiere.
Mein Blick fällt zurück. Er fällt zurück auf den Weg, der hinter mir liegt - bei dieser Wanderung und im Leben gleichermaßen.
Leben kann man nur vorwärts, das Leben verstehen nur rückwärts.
Häufig versuchen Menschen, ihr Leben verkehrt zu leben. Sie bemühen sich darum, mehr Dinge oder mehr Geld zu bekommen, um mehr das tun zu können, was sie wollen, und glücklicher zu sein.
Doch das funktioniert in Wirklichkeit anders herum.
Zunächst muss man der sein, der man ist, und dann das tun, was man will, um zu bekommen, was man sich wünscht.
Ich folge dem schmalen Pfad, der parallel zum Hang verläuft… begleitet nur vom Plätschern des Baches, dem Rauschen der Bäume und dem Zwitschern der Vögel.
Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen - manchmal sind es die kleinen Schritte im Leben, die einen nachdenklich machen und aufmerksamer werden lassen.
Beim Wildfrauenloch
Kurz darauf stehe ich unterhalb des Wildfrauenloches.
Ein paar Schritte den steilen Hang hinauf und man ist oben. Einige Meter, angeblich fünf bis sechs, führt der schmale Tunnel in den Berg hinein. Gut möglich, dass hier früher Bergleute nach Rohstoffen suchten, nicht fündig wurden und aufgaben.
An einem abgestorbenen Baumstamm ist eine Kette befestigt, die im Fels verankert ist. Etwas oberhalb des Stammes befindet sich ein verwittertes Seil. Schnell weg hier, denn auf eine Begegnung mit der wilden Frau, die wohl ein Faible für Bondage hat, bin ich nicht unbedingt scharf.
Die Strecke schlängelt sich auf neu angelegten Pfaden weiter am Bärenbach entlang bis zur Auersbach.
Ein schöner Trail entlang des Bärenbachs, der mit dem Mountainbike sicher viel Spaß macht, denke ich.
Der anstrengendste Teil der Wanderung ist der Aufstieg zum Rothenberg.
Auch hier bleibe ich kurz stehen, denn wer ununterbrochen vorwärts marschiert, steht die Hälfte seines Lebens auf einem Bein.
Nachdem ich mich um 180 Grad gedreht habe, schaue ich erneut zurück.
Erstaunlich, wie anders sich doch die Landschaft zeigt, wenn man sie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Deshalb hat es auch seinen Reiz, bekannte Wege einfach mal in entgegengesetzter Richtung zu gehen. Man wird nicht selten überrascht sein, welch neue Perspektiven sich einem öffnen. Vor einem die Zukunft, dahinter die Vergangenheit und mittendrin, direkt unter den Füßen, das Hier und Jetzt.
Der Weg, der hinter mir liegt, verlief manchmal steil bergauf, dann wieder abwärts, unterbrochen von vielen flachen Passagen. Mal ist er gut zu gehen, mal erfordern Wurzeln und Steine Aufmerksamkeit - Bäume liegen quer. Wer nicht auf den Weg achtet, wird stolpern, straucheln und sogar fallen - wie im wahren Leben. Aber auch das gehört dazu… man steht auf, klopft sich den Staub von der Kleidung und geht weiter. Manchmal bleiben Flecken auf der Kleidung oder kleine Wunden am Körper zurück. Blickt man dann zurück und lernt aus seinen Fehlern, kommt man im Leben immer einen kleinen Schritt nach vorne. Vieles lernt man im Leben gerne, weil man es möchte und Freude daran hat. Manches aber lernt man, weil man es lernen MUSS, weil das Schicksal es so möchte. Das sind dann meist die leidvollen Lektionen. Absurd ist, dass man mit jedem Lebensjahr klüger wird, man aber immer weniger Zeit hat, das Gelernte anzuwenden, um das Leben für sich und sein Umfeld besser zu machen.
Ich setze die Wanderung fort. Oben angekommen schweift mein Blick nach rechts Richtung Truppenübungsplatz, als ich einen Düsenjet höre.
Kurz darauf erscheint er in meinem Blickfeld. So gut es geht, versuche ich ein Foto von ihm zu ergattern, während der Pilot sein Fluggerät fünf Runden über das Gelände jagt.
Allee der verschwundenen Heimat
Ob es sich um einen Eurofighter oder Tornado, die derzeit im Einsatz befindlichen Kampfflugzeuge der Luftwaffe, oder das Kampfflugzeug eines anderen NATO-Staates, die ebenfalls den Truppenübungsplatz zu Trainingszwecken nutzen, handelt, kann ich nicht sagen.
Mein Freund Frank hätte es sicher mit verbundenen Augen, nur anhand des Triebwerkgeräusches, erkannt.
Na ja, egal. Jedenfalls beeindruckend, wie scheinbar mühelos solch ein Koloss durch die Lüfte schwebt.
Begleitet wird man auf der folgenden Passage von der Allee der verschwundenen Heimat. Sie zeigt die Dörfer, die in den 1930er Jahren dem Truppenübungsplatz weichen mussten.
An der Hubertusruh werde ich durch eine einzigartige Aussicht über den Truppenübungsplatz für den Aufstieg entschädigt. Hier bietet sich auch wieder ein kleiner Einblick auf das Übungsgelände.
Aussicht bei der Hubertusruh
Leider sehe ich auch die Hinterlassenschaften eines sinnlosen Treibens. Der schöne Holztisch ist mit Lackstiften verkritzelt, überall Müll… Papier und eine geschmolzene Plastikflasche. Wut steigt in mir auf und ich opfere ein paar Minuten meiner Zeit, um den Platz vom Müll zu befreien. Der Wind spielt mit mir und weht die Blätter umher. Zum Glück beobachtet mich niemand dabei, wie ich jedes Blatt mit dem Fuß am Boden fixiere, um es besser greifen zu können. Man könnte mich für einen betrunkenen Tangotänzer halten.
Während ich die Blätter und Flasche zum Mülleimer bei der Ruhebank bringe, frage ich mich, wer sich so rücksichtslos verhält. Diese Halbstarken müsste man einen Monat lang in einen Steinbruch schicken. Zwölf Stunden täglich Steine klopfen… mit einem kleinen Hämmerchen, bis sie auf andere Gedanken kommen.
Bei der nun folgenden Passage handelt es sich wieder um einen schmalen Pfad, der sich zwischen Bäumen hindurch schlängelt. Auch hier würde sich der Mountainbiker in mir freuen, den Trail mit dem Rad zu erleben.
Schöner Trail für Mountainbiker

Auf dem Truppenübungsplatz scheint Schießbetrieb zu sein, denn immer mal wieder ist das Geräusch eines oder mehrerer Maschinengewehre zu hören. Der "Weg der Dachse" führt mich zu einem Barfußpfad.
Jetzt geht es über Wiesen und Felder direkt zum nächsten Höhepunkt - einem wunderschönen Blick in den Hunsrück mit dem 816 m hohen Erbeskopf. Von dort sind es nur noch wenige 100 m bis ich den Aussichtspunkt über die Stadt Baumholder wieder erreicht habe und über Wiesen und Felder zum Stadtweiher gelange. Drei Stunden und knapp 15 Minuten habe ich für den Bärenbachpfad gebraucht und mein Vorrat an Flüssigkeit reichte gerade so.
Außer einem Mann mit Hund ganz zu Beginn der Wanderung ist mir auf meinem Weg sonst niemand begegnet.
An einigen Stellen wurde die Streckenführung geändert. Die im Internet zur Verfügung gestellten gps-Dateien sind nicht mehr aktuell. Scheinbar wurde wegen einer Neu- bzw. Nachzertifizierung der Weg an einigen Stellen geändert, denn u.a. wurde auch ein Spielplatz neu angelegt.
Zum perfekten Zeitpunkt schickt mir mein Freund eine Nachricht und wir verabreden uns im Idarer Brauhaus zum Essen, denn langsam meldet mir mein Körper, dass die beiden Scheiben Brot nicht für den Rest des Tages reichen werden. 13:00 Uhr ist Treffpunkt, also nach Hause fahren und duschen.
Hauptmahlzeit des Tages - Flammkäse
Pünktlich suche ich uns einen schattigen Platz. Am Nebentisch genießen zwei nette Damen das Tagesmenü - Spaghetti all’arrabbiata. Ich grüße, wünsche guten Appetit und bestelle mir ein Radler, während ich warte.

Beim Essen fällt meine Wahl auf Flammkäse-Steaks vom Bornwiesenhof an Fettucininudeln mit Pesto und Pfannengemüse, denn auf Fleisch habe ich heute keine Lust.
Nach ein paar Radlern, gutem Essen und netten Gesprächen trennen sich unsere Wege.
Zu Hause heißt es für mich nun packen, Rennrad ins Auto laden und nach Weierbach fahren, wo wir uns mit acht Personen zu einer Tour durch idyllische Hunsrückdörfer treffen. Beim Start um 18 Uhr ist es noch immer sehr warm. Über den Nahe-Radweg geht es nach Kirn und von dort aus weiter nach Hahnenbach und Rudolfshaus. Der Anstieg nach Sulzbach ist bei dieser Witterung sehr anstrengend, zumal der Körper nicht vom Fahrtwind gekühlt wird. Oben ist meine erste Flasche schon so gut wie leer. Kurze Pause und weiter nach Hottenbach. Über die Höhe bei Hellertshausen gelangen wir nach Asbach. Jetzt folgt die schöne Abfahrt bis zur Weidener Brücke und Herrstein ist unser nächstes Ziel. Vorbei an Niederwörresbach folgen wir der Landstraße und radeln durch Fischbach. Überall sitzen Menschen gemütlich vor oder neben dem Haus, was bei diesen Temperaturen nicht wundert. Mir ist es auf dem Rad bei netter Gesellschaft aber doch lieber. Bis zum Parkplatz am Bahnhaltepunkt Weierbach sind es jetzt nur noch ein paar Meter.
Tomatenbrot mit Ei geht immer
Am Ende sind es 46 km und ca. 600 Höhenmeter… bei dieser Wärme völlig ausreichend.

Zu Hause klingt der Abend auf der Terrasse des Nachbarn gemütlich aus. Ein Tomatenbrot sowie ein gekochtes Ei genügen mir als Essen, dazu ein paar Bier - perfekt.

Weitere Informationen, Fotos und GPS-Dateien unter

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hkxrfppvybnqjvad
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=imnojbumtkvpjkoe


Update am 27.07.:
Das Kampfflugzeug war dann doch ein Tornado.
Zitat Frank: "
Klar, eindeutig Tornado - er hat zwei Zusatztanks drunter und auf Bild 9386 sieht man sogar noch weitere 2 Pylone an den äußeren Unterflügelstationen und eine Startschiene am linken Tankpylon  - entweder leer oder mit Raketen - kann man nicht sagen." 

Dienstag, 21. Juli 2015

Das Leben ist schön



Das Leben ist schön
(Version von Gregor Meyle) 

Wenn der Tag gekommen ist
und ich meine Augen schließe
und mich mein Löwenmut verlässt.
Wenn der Tag gekommen ist
und ich mit dem Wasser fließe,
hoffe ich, dass ihr mich nicht vergesst.

Ich will keine Trauerreden,
ich will keine Tränen sehen,
kein Chor, der Hallelujah singt.
Ich will, dass ihr feiert,
ich will, dass ihr tanzt,
mit 'nem lächelnden Blick
und 'nem Drink in der Hand,
'nen Heißluftballon, auf dem riesengroß steht:
Das Leben ist schön,
auch wenn es vergeht.

Und wenn ihr schon weint,
dann bitte vor Glück.
Dann bin ich da oben
und sing' mit euch mit,
 und sing' mit euch mit.

Holt die schönsten Kleider raus,
und kommt in den hellsten Farben,
wie tausend Lichter in der Nacht.
Jeden einzelnen von euch,
werd ich immer bei mir tragen,
auch wenn ich euch irgendwann verlass'.

Ich will keine Trauerreden,
ich will keine Tränen sehen,
kein Chor, der Hallelujah singt.
Ich will, dass ihr feiert,
ich will, dass ihr tanzt,
mit 'nem lächelnden Blick
und 'nem Drink in der Hand,
'nen Heißluftballon, auf dem riesengroß steht:
Das Leben ist schön,
auch wenn es vergeht.

Und wenn ihr schon weint,
dann bitte vor Glück.
Dann bin ich da oben
und sing' mit euch mit,
und sing' mit euch mit.
Ooooooh Ooooooh Ooooooh Ooooooh
und sing' mit euch mit,
und sing' mit euch mit,
und sing' mit euch mit,
und sing' mit euch mit. 

(Original von Sarah Connor)

Montag, 13. Juli 2015

Italienischer Abend in Bergen

Samstag, 11. Juli 2015:
Heute, am zweiten Samstag im Juli, gegen 17:15 Uhr sind wir in Bergen bei Kirn angekommen. 45 Minuten vor dem offiziellen Beginn sind wir nicht die ersten, die sich bei bestem Wetter zum mittlerweile 10. Sommerfest des deutsch-italienischen Kulturvereins im Rahmen eines italienischen Abends im Hof und Garten von Paul Krachen im Wäschenweg 3 einfinden.
Unser Platz im Eck, den wir schon bei unserem letzten Besuch im Jahr 2013 als den besten auserkoren hatten, ist noch frei und so nehmen wir ihn mit fünf Personen in Beschlag.
Hier, an einer Bruchsteinmauer, die vor Wind schützt und – aufgeheizt von der Sonne – auch am späten Abend noch angenehme Wärme abstrahlt, hat man einen guten Blick über das Geschehen.

Kaum haben wir die ersten Getränke organisiert, betreten auch schon die zweite und dritte Fraktion das Gelände. Verteilt an zwei Tischen können wir pure italienische Lebensfreude genießen.
Die Mitglieder des Deutsch-Italienischen Kulturvereins Bergen sind bestens gerüstet und präsentieren Köstlichkeiten aus Küche und Keller.
Erlesene Weine, raffinierte Speisen und mitreißende Livemusik sorgen für ein toskanisches Flair hier im Hunsrück.
Ein Antipasti-Teller sowie eine Kartoffelpfanne, u.a. mit Zwiebeln, Oliven und Champignons, sorgen bei mir für ein gutes Sättigungsgefühl.
Die ersten Flaschen Wein werden verkostet… weiß und rot. Der Weißwein, ein Chardonnay, trifft nicht ganz unseren Geschmack.
Später bekommen auch noch der Rosé sowie roter und weißer Lambrusco eine Chance. Während ich die Flasche Lambrusco bianco in den Händen halte, frage ich mich, wie dieser hergestellt wird, denn es gibt doch keine weißen Lambrusco-Trauben?
Auch in diesem Jahr ist wieder Claudio Molignini mit von der Partie, der mit seinem italienischen Entertainment-Programm für Stimmung sorgt. Es wird getanzt und gelacht. Die Beleuchtung über unseren Köpfen, die sich durch wilden Wein an den Rundholzbalken entlang schlängelt, bildet zusammen mit dem Kerzenschein auf unserem Tisch ein stimmungsvolles Ambiente. 
Heute ab 22.00 Uhr spielt die Classic-Rock-Band "Tone Factory" auf dem Veitsrodter Markt. Gerne hätte ich sie mir angehört, aber man kann eben nicht alles haben. Ein Trost ist es, dass sie genau eine Woche später, am 18.07., auf dem Sportfest in Siesbach wieder zu hören sein werden.
Immer wieder stehen Teller auf unseren Tischen… Antipasti, Kartoffeln, Nudeln, Pizza, Oliven mit Brot und später auch noch leckerer Kuchen mit Kaffee bilden die Grundlage für den weiteren Verlauf des Abends. Auch etliche Flasche Mineralwasser werden geleert.
Um 00:45 Uhr sind die meisten Gäste schon nach Hause und so treten auch wir die Rückfahrt an. Ein Dank an dieser Stelle gebührt unserer Fahrerin, die uns wohlbehalten an der Haustür abliefert.

Weitere Informationen unter

Samstag, 11. Juli 2015

Feierabendrunde am 10. Juli

Freitag, 10. Juli 2015:
Auch heute treffen wir uns wieder mit unserer Freitags-Gruppe zur traditionellen Mountainbike-Ausfahrt.
Der Titel "Feierabendrunde" trifft bei mir heute nicht zu, da ich immer noch meinen Urlaub genieße.
Dieses Mal starten wir bei Schmißberg am Sirona-Tempel.
Kurz nach 18:00 Uhr schwingen wir uns in die Sättel und starten mit 17 Personen - 12 Männer und 5 Frauen - bei bestem Wetter.
Bärenpfad in der Rhyolithgrube

Die Tour führt uns vorbei an der Burg Birkenfeld nach Hoppstädten-Weiersbach und Neubrücke. Von hier fahren wir über Teile des Bärenpfades bis Nohfelden. Besonders interessant finde ich hierbei den Teil durch die Rhyolithgrube in der Gemarkung Wolfersweiler mit dem Flurnamen "Unter'm Gebrannterodt", im Volksmund "Sandkaul" genannt.
Bärenpfad in der Rhyolithgrube

Diese Grube wurde bis in die 1970er Jahre, zuletzt durch die Fam. Thieme, Nohfelden, betrieben. Rhyolithgestein dient bei guter Qualität zur Herstellung von Keramik. Wegen minderer Qualität wurde der Abbau zunehmend unrentabel und das Material wurde noch zum Feldwegebau (oft als Deckschicht) auf der Gemarkung von Wolfersweiler genutzt. Auch zu diesem Zweck war das Material nicht besonders geeignet, sodass der Abbau gänzlich eingestellt wurde.

Zurück geht es über Meckenbach und Birkenfeld, wo wir im Eiscafé Venezia in der Achtstraße einen Stopp einlegen. Zu zweit machen wir uns – ohne Eis – auf den Weg vorbei am Campingpark Waldwiesen zum Sirona-Tempel, da uns der Veitsrodter Markt lockt. Auf einen gemütlichen Tourabschluss in der Pizzeria Portofino, neben oben erwähntem Eiscafé, müssen wir daher leider verzichten.

Freitag, 10. Juli 2015

Flüssiges Glas

Freitag, 10. Juli 2015:
Heute wird das erledigt, was seit knapp 5 Jahren auf meiner Liste der noch fälligen Tätigkeiten steht: Auto polieren. Zählt das doch nicht gerade zu den Top Ten meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen.
Vor vielen Jahren habe ich „Liquid Glass - Ultimate Auto Polish/Finish“ zusammen mit dem passenden Lackreiniger bestellt. Seitdem stand es sinnlos im Schrank, habe ich mich mit Gedanken wie „Wasser perlt ja noch ab“ immer davor gedrückt.
Heute werde ich es endlich mit meinem Wagen verheiraten.
Zuerst mein treues Gefährt von der kleinen in die große Garage fahren, ich möchte schließlich keine blutigen Ellenbogen nach Ende der Prozedur.
Ich überlege noch kurz, ob ein amerikanisches Produkt für einen Wagen aus Deutschland bzw. dem Freistaat Bayern überhaupt geeignet ist. Bestimmt sind Inhaltsstoffe enthalten, die in „good old germany“ schon lange verboten sind. Na ja, mutig sein… und so trage ich zuerst den Lackreiniger auf, der in Barack Obamas Landessprache „Pre Cleaner“ heißt. Ein Schwamm dafür liegt sogar bei. Geht ganz gut, meine Feststellung, als ich das hellblaue Mittel auftrage. Schneller als gedacht ist der Lack in einen milchigen Schleier gehüllt. Auch das Abwischen geht problemlos. Selbst auf den Problemzonen wie Dachreling, Dichtungen und anderen Kunststoffteilen sind keine hässlichen Flecken zu sehen.
Wenn sich die anschließende Hochglanzversiegelung ebenso problemlos handhaben lässt, bin ich zufrieden.
Nun also der zweite Gang. Ich öffne, nach gründlichem Schütteln, die Dose mit der Aufschrift „Liquid Glass“. Ich habe im Englisch-Unterricht immer gut aufgepasst und so weiß ich, dass ich es hier mit flüssigem Glas zu tun habe. Ob man damit auch Steinschläge in der Frontscheibe behandeln kann?
Auf der Dose ist eine rote Corvette C2, auch Sting Ray genannt, abgebildet, die von 1962 bis 1967 gebaut wurde. Auch hier hoffe ich, dass das Produkt für meinen etwas neueren Wagen aus bayrischer Produktion geeignet ist.
Auch hier rinnt ein hellblaues Mittel aus der Dose auf das Tuch. Ebenso unproblematisch lässt sich die Versiegelung auftragen, die frei von Wachs, Silikon und Schleifmitteln sein soll.
Die weiße Schicht, die nach kurzer Wartezeit entstanden ist, kann ohne große Mühe abgewischt werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Wagen ist immer noch dunkelblau, glänzt und fühlt sich wunderbar glatt an – und das ohne viel Arbeit.
„War gar nicht so schlimm“, denke ich. Da hätte ich wirklich noch die beiden Autos meiner Nachbarn polieren können, die ich auf die Frage, ob sie ihre Autos dazustellen können, mit der Aussage „wenn ich hier fertig bin, leide ich sicher unter einem Tennisarm“ abgespeist habe.
Ich lasse an dieser Stelle die Frage offen, was wohl schmerzhafter ist… ein Tennisarm oder ein Golfsack.

Mittwoch, 8. Juli 2015

Vitaltour Wildgrafenweg bei Hochstetten-Dhaun

Mittwoch, 08. Juli 2015: Mein dritter Urlaubstag möchte sinnvoll verbracht werden.
Beim Blick aus dem Fenster zeigt sich ein größtenteils blauer Himmel.
Die beiden Wetter-Apps meines Smartphones melden 16 bis 19 Grad bei teilweiser Bewölkung und niedriger Regenwahrscheinlichkeit.
Perfekte Vorzeichen also für eine Outdoor-Aktivität. Nachdem mir mein Kaffeeautomat ein herrliches, koffeinhaltiges Heißgetränk produziert hat, trete ich auf die Terrasse, wo mich ein kühler Wind empfängt. Nach den Hitze-Attacken der letzten Tage eine Wohltat. So kann es bleiben.
Heute soll es die "Vitaltour Wildgrafenweg" mit Start in Hochstetten-Dhaun sein, die vom Deutschen Wanderinstitut mit 58 Erlebnispunkten bewertet wurde.
Noch schnell einen zweiten Kaffee in Auftrag geben und die üblichen Dinge zusammensuchen, die anschließend im Rucksack verschwinden. Ganz wichtig… Flüssigkeit. Bei diesen Temperaturen genügt meine kleine Flasche, die ich mit einer Mischung aus Traubensaft, stillem Mineralwasser und einer Prise Salz fülle. 
Ich steige in meinen Wagen und 20 Minuten später findet man mich auf dem Wanderparkplatz "Hochstetten Geologischer Lehrpfad", der als offizieller Startpunkt empfohlen wird. Gleich fallen mir Hinweisschilder auf, die eine Umleitung des Einstiegs über den Lehrpfad ausweisen.

Nachdem ich einige Dinge wie Kamera, GPS-Gerät und Smartphone aus dem Rucksack genommen und am Tragegurt bzw. Gürtel befestigt habe, kann es losgehen. Ich entscheide mich, die Umleitung zu ignorieren und wähle den Einstieg der ursprünglichen Route, die auch so im Internet und der Karte bzw. Flyer eingezeichnet ist. Der Einsteig ist etwas schwer zu finden, muss man doch einen schmalen Pfad rechts an dem Haus mit der Nummer 14 vorbei einschlagen. Gleich zu Anfang ist ein kurzer Steilanstieg zu bewältigen. Danach fällt ein erster Blick nach rechts auf die Stiftskirche St. Johannisberg und die steinigen Flanken des Hellbergs. Mein Garmin Tempe meldet mir über mein Navigationsgerät eine Temperatur von 23 Grad, was auch eher meinem Empfinden entspricht, als die Vorhersage der Wetter-App. Man merkt an manchen Stellen deutlich, wie die Trockenheit der letzten Wochen ihren Tribut fordert. Viele Wiesen- und Weidenflächen sind ausgetrocknet und man vermisst das satte Grün.
Weiter führt der Weg über den Schifferberg zur Ruine Brunkenstein. Nicht mehr viel übrig ist von diesem Zeugen kriegerischer Auseinandersetzungen längst vergangener Zeiten. Ich stelle mir vor, wie die Burg einst ausgesehen hat und nehme mir vor, dies später im Internet zu recherchieren. Es geht weiter durch ein Waldstück zum nächsten Etappenziel, Schloß Dhaun.
Eingangsportal Schloß Dhaun
Hier lohnt ein Aufenthalt und ich begebe mich durch das imposante Eingangsportal zu einem Rundgang durch die Burganlage. Hier wäre ich lieber Burgherr als in der Ruine Brunkenstein. Mittlerweile werden mir 25 Grad angezeigt und ich öffne die Belüftung der Wanderhose.
Außer mir befindet sich hier niemand, überhaupt bin ich bisher keiner Menschenseele begegnet. Meine Suche nach dem Burgfräulein bleibt leider erfolglos.
Durch den malerischen Ort setze ich die Wanderung fort und muss auf Höhe der Dhauner Kirche, dem ehemaligen gräflichen Brauhaus, den zweiten Steilanstieg bewältigen.
Mein Blick schweift zurück zum Schloß, genauer zum Turmzimmer, aber immer noch kein Burgfräulein… na ja, hat vielleicht Berufsschule.
Weiter geht es bergauf.
Blick ins Nahetal

Bald werde ich mit einem schönen Fernblick ins Nahetal belohnt.
Der Wanderweg führt mich vorbei an der Sternwarte. Geradeaus oder links stelle ich mir die Frage und bin froh, die gps-Daten des Streckenverlaufs auf mein Navigationsgerät geladen zu haben, da kein Hinweisschild zu finden ist. Aha, scharf links, die K 9 queren und vorbei am Gemeinschaftshaus in den Wald. Die Temperatur hat sich mittlerweile auf angenehme 19 bis 20 Grad eingependelt. Ständig weht ein erfrischend kühler Wind.
Zwei Kilometer später trete ich aus dem Wald und links erstreckt sich ein Getreidefeld. Die Ähren haben lange Grannen von unterschiedlicher Länge, die sich rau anfühlen, wie Sandpapier - das muss Gerste sein. Ob damit wohl das gute Kirner Bier gebraut wird? Als kleiner Junge mochte ich die Ähren nie anfassen, weil ich Angst hatte, die Grannen würden in der Haut stecken bleiben.
Vorbei an der Gründung Karlshof verschwinde ich erneut in einem Waldstück Richtung Oberhausen. Zwei Frauen mit Hund kommen mir entgegen... klein (der Hund, nicht die Frauen), weiß-braunes Fell, es muss ein Jack-Russell-Terrier sein, denke ich, grüße freundlich und gehe weiter. Auch hier offenbart sich mir, nachdem ich aus dem Wald getreten bin, ein Getreidefeld. Erst etwas später sehe ich, dass links Weizen und rechts Roggen angepflanzt ist.
Roggen kann man auf dem Feld leicht mit Gerste verwechseln.
Man kann nicht Weizen säen und Roggen ernten

Die Grannen der Gerste sind sehr lang und von unterschiedlicher Länge. Die Grannen am Fruchtansatz sind länger als an der Spitze, sodass am Ende ein gleichlanger Abschluss zu sehen ist.
Beim Roggen kommt aus jedem Korn eine gleichlange Granne.
Hier könnte ich stundenlang stehen bleiben. Die Ähren des Roggen wiegen sich im Wind wie Wellen in einem goldenen Meer. 
Nachdem ich eine Weile den Anblick genossen und die Erinnerung in Form einiger Fotos festgehalten habe, mache ich mich weiter auf den Weg zum Hochstettener Wald, wo der Weg in das Itzbachtal mündet.
Am Waldrand entlang nähert sich der Weg dem Ort St. Johannisberg. Neben der Stiftskirche ist hier die neue Attraktion zu bestaunen. Am 20. Januar 2015 wurde die Aussichtsplattform – auch "Skywalk" genannt – am Felshang über dem alten St. Johannisberger Steinbruch hoch über dem Nahetal neben der 750 Jahre alten Stiftskirche St. Johannisberg eingeweiht und ist nun Bestandteil der Vitaltour "Wildgrafenweg".
Ausblick vom Nahe-Skywalk Richtung Kirn
Die Gesamtkosten für den Skywalk, der mit einer massiven Betonkonstruktion im Fels des ehemaligen Steinbruchs verankert ist und als touristisches Highlight Besucher locken soll, belaufen sich auf 228.000 Euro.
Die massiven Metallgitter des 15 Tonnen schweren Bauwerks aus verzinktem Stahl ragen 7,50 Meter über den Abgrund.
Der Skywalk bietet einen Panoramablick über das Nahetal. Unter der Plattform mit dem Glasgeländer geht es 60 Meter in die Tiefe, der Ausblick folgt dann weiteren 60 Metern Gefälle bis zur Nahe. 

Hier befindet sich auch das Landhaus St. Johannisberg, in dem man gutes Essen zu fairen Preisen bekommt, wie ich am 30. Mai mit einem befreundeten Pärchen testen konnte.
Gerne hätte ich mir ein alkoholfreies Weizenbier gegönnt, allerdings habe ich am heutigen Mittwoch den Ruhetag erwischt. Na ja, dann eben nicht. Noch ein paar Fotos, die letzten Tropfen aus der Flasche leeren, ein letzter Blick zur Kirche und es geht die letzten Meter hinunter zum Parkplatz. Mein BMW steht dort nun alleine, heute morgen hatte es noch die Gesellschaft eines anderen Autos. Ich überlege, welcher Wagen hier heute morgen stand… Fabrikat, Farbe... verdammt, ich kann mich nicht erinnern und muss einsehen, ein schlechter Zeuge bei Aktenzeichen XY ungelöst zu sein.

Zeit für ein Fazit: Dass ich mich mit dem mit 58 Punkten zertifizierten Wildgrafenweg für kein Sahnestück unter den Premiumwanderwegen entschieden habe, war mir vorher klar. Trotzdem möchte ich jedem Weg eine Chance geben und so hat mich heute der Wildgrafenweg auf seine eigene Art und Weise verzaubert.

Auf dem Rückweg halte ich in Kirn an und genehmige mir ein alkoholfreies Weizenbier der Kirner Privatbrauerei. Als die nette Bedienung auf mein leeres Glas schaut und mir ein freundliches "möchten Sie noch eins?" entgegenhaucht, lehne ich dankend ab, denn was soll ich mit einem zweiten leeren Glas???

Weitere Informationen, Fotos und GPS-Dateien unter
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=mivzjmhkywciekrg