Dienstag, 21. Juli 2015:
Früh bin ich wach an meinem
zweiten Urlaubstag. Nachdem ich am 12. Juli während der geführten Wanderung
einen ersten Eindruck der Traumschleife Bärenbachpfad bekam, möchte ich sie
heute erneut wandern. Nicht mit einer Herde Menschen, nein, ganz alleine.
Zu Hause schnell eine Tasse
Kaffee und zwei Scheiben Brot - die erste mit Leberwurst, die zweite mit Käse -
das wird für 15 km reichen. Flüssigkeit ist wichtiger und so fülle ich meine
Flasche mit der bewährten Mischung aus rotem Traubensaft, stillem Mineralwasser
und einer Brise Salz.
"Bärenbachpfad - Klappe, die
Zweite!" würde es auf einem Filmset lauten.
Beim Bärenbach |
Um 08:15 Uhr starte ich am
Parkplatz beim Stadtweiher Baumholder und folge dem Weg auf kleinen Pfaden
durch den Wald bis zum Ungeheuerstein. Der trägt seinen Namen nicht etwa, weil
sich hier ein Ungeheuer herumtreibt, vielmehr soll er an den Förster namens
Ungeheuer erinnern.
Durch den Stadtwald und
später über den "Weg der Stille" gelange ich an das Waldhaus.
Unterhalb des Waldhauses kann
man den ersten schönen Blick in die Pfalz genießen. Der Weg führt mich über
abwechslungsreiche Pfade zur "Pforte der wilden Frau".
Solche Portale sind immer
wieder am Wegesrand zu finden. Sie charakterisieren diese Traumschleife und
zeigen dem Wanderer den richtigen Weg.
Am Bärenbach erwarten mich Ruhe
und Natur pur. Ich bleibe stehen und halte inne. Viele Minuten bleibe ich hier,
denke nach, reflektiere.
Mein Blick fällt zurück. Er
fällt zurück auf den Weg, der hinter mir liegt - bei dieser Wanderung und im
Leben gleichermaßen.
Leben kann man nur vorwärts,
das Leben verstehen nur rückwärts.
Häufig
versuchen Menschen, ihr Leben verkehrt zu leben. Sie bemühen sich darum, mehr
Dinge oder mehr Geld zu bekommen, um mehr das tun zu können, was sie wollen, und
glücklicher zu sein.
Doch das funktioniert in
Wirklichkeit anders herum.
Zunächst muss man der sein,
der man ist, und dann das tun, was man will, um zu bekommen, was man sich
wünscht.
Ich folge dem schmalen Pfad,
der parallel zum Hang verläuft… begleitet nur vom Plätschern des Baches, dem
Rauschen der Bäume und dem Zwitschern der Vögel.
Vorsichtig setze ich einen
Fuß vor den anderen - manchmal sind es die kleinen Schritte im Leben, die einen
nachdenklich machen und aufmerksamer werden lassen.
Kurz darauf stehe ich
unterhalb des Wildfrauenloches.
Ein paar Schritte den
steilen Hang hinauf und man ist oben. Einige Meter, angeblich fünf bis sechs,
führt der schmale Tunnel in den Berg hinein. Gut möglich, dass hier früher
Bergleute nach Rohstoffen suchten, nicht fündig wurden und aufgaben.
An einem abgestorbenen
Baumstamm ist eine Kette befestigt, die im Fels verankert ist. Etwas oberhalb
des Stammes befindet sich ein verwittertes Seil. Schnell weg hier, denn auf
eine Begegnung mit der wilden Frau, die wohl ein Faible für Bondage hat, bin
ich nicht unbedingt scharf.
Die Strecke schlängelt sich
auf neu angelegten Pfaden weiter am Bärenbach entlang bis zur Auersbach.
Ein schöner Trail entlang des Bärenbachs, der mit dem Mountainbike sicher viel Spaß macht, denke ich.
Ein schöner Trail entlang des Bärenbachs, der mit dem Mountainbike sicher viel Spaß macht, denke ich.
Der anstrengendste Teil der
Wanderung ist der Aufstieg zum Rothenberg.
Auch hier bleibe ich kurz
stehen, denn wer ununterbrochen vorwärts marschiert, steht die Hälfte seines
Lebens auf einem Bein.
Nachdem ich mich um 180 Grad
gedreht habe, schaue ich erneut zurück.
Erstaunlich, wie anders sich
doch die Landschaft zeigt, wenn man sie aus einem anderen Blickwinkel
betrachtet. Deshalb hat es auch seinen Reiz, bekannte Wege einfach mal in
entgegengesetzter Richtung zu gehen. Man wird nicht selten überrascht sein,
welch neue Perspektiven sich einem öffnen. Vor einem die Zukunft, dahinter die
Vergangenheit und mittendrin, direkt unter den Füßen, das Hier und Jetzt.
Der Weg, der hinter mir
liegt, verlief manchmal steil bergauf, dann wieder abwärts, unterbrochen von
vielen flachen Passagen. Mal ist er gut zu gehen, mal erfordern Wurzeln und
Steine Aufmerksamkeit - Bäume liegen quer. Wer nicht auf den Weg achtet, wird
stolpern, straucheln und sogar fallen - wie im wahren Leben. Aber auch das
gehört dazu… man steht auf, klopft sich den Staub von der Kleidung und geht
weiter. Manchmal bleiben Flecken auf der Kleidung oder kleine Wunden am Körper
zurück. Blickt man dann zurück und lernt aus seinen Fehlern, kommt man im Leben
immer einen kleinen Schritt nach vorne. Vieles lernt man im Leben gerne, weil
man es möchte und Freude daran hat. Manches aber lernt man, weil man es lernen
MUSS, weil das Schicksal es so möchte. Das sind dann meist die leidvollen
Lektionen. Absurd ist, dass man mit jedem Lebensjahr klüger wird, man aber
immer weniger Zeit hat, das Gelernte anzuwenden, um das Leben für sich und sein
Umfeld besser zu machen.
Ich setze die Wanderung
fort. Oben angekommen schweift mein Blick nach rechts Richtung
Truppenübungsplatz, als ich einen Düsenjet höre.
Kurz darauf erscheint er in
meinem Blickfeld. So gut es geht, versuche ich ein Foto von ihm zu ergattern,
während der Pilot sein Fluggerät fünf Runden über das Gelände jagt.
Allee der verschwundenen Heimat |
Mein Freund Frank hätte es
sicher mit verbundenen Augen, nur anhand des Triebwerkgeräusches, erkannt.
Na ja, egal. Jedenfalls beeindruckend,
wie scheinbar mühelos solch ein Koloss durch die Lüfte schwebt.
Begleitet wird man auf der
folgenden Passage von der Allee der verschwundenen Heimat. Sie zeigt die
Dörfer, die in den 1930er Jahren dem Truppenübungsplatz weichen mussten.
An der Hubertusruh werde ich
durch eine einzigartige Aussicht über den Truppenübungsplatz für den Aufstieg
entschädigt. Hier bietet sich auch wieder ein kleiner Einblick auf das
Übungsgelände.
Aussicht bei der Hubertusruh |
Leider sehe ich auch die
Hinterlassenschaften eines sinnlosen Treibens. Der schöne Holztisch ist mit
Lackstiften verkritzelt, überall Müll… Papier und eine geschmolzene
Plastikflasche. Wut steigt in mir auf und ich opfere ein paar Minuten meiner
Zeit, um den Platz vom Müll zu befreien. Der Wind spielt mit mir und weht die Blätter
umher. Zum Glück beobachtet mich niemand dabei, wie ich jedes Blatt mit dem Fuß
am Boden fixiere, um es besser greifen zu können. Man könnte mich für einen
betrunkenen Tangotänzer halten.
Während ich die Blätter und Flasche zum
Mülleimer bei der Ruhebank bringe, frage ich mich, wer sich so rücksichtslos
verhält. Diese Halbstarken müsste man einen Monat lang in einen Steinbruch
schicken. Zwölf Stunden täglich Steine klopfen… mit einem kleinen
Hämmerchen, bis sie auf andere Gedanken kommen.
Bei der nun folgenden Passage handelt es sich wieder um einen schmalen Pfad, der sich zwischen Bäumen hindurch schlängelt. Auch hier würde sich der Mountainbiker in mir freuen, den Trail mit dem Rad zu erleben.
Bei der nun folgenden Passage handelt es sich wieder um einen schmalen Pfad, der sich zwischen Bäumen hindurch schlängelt. Auch hier würde sich der Mountainbiker in mir freuen, den Trail mit dem Rad zu erleben.
Schöner Trail für Mountainbiker |
Auf dem Truppenübungsplatz scheint Schießbetrieb zu sein, denn immer mal wieder ist das Geräusch eines oder mehrerer Maschinengewehre zu hören. Der "Weg der Dachse" führt mich zu einem Barfußpfad.
Jetzt geht es über Wiesen
und Felder direkt zum nächsten Höhepunkt - einem wunderschönen Blick in den
Hunsrück mit dem 816 m hohen Erbeskopf. Von dort sind es nur noch wenige 100 m
bis ich den Aussichtspunkt über die Stadt Baumholder wieder erreicht habe und
über Wiesen und Felder zum Stadtweiher gelange. Drei Stunden und knapp 15
Minuten habe ich für den Bärenbachpfad gebraucht und mein Vorrat an Flüssigkeit
reichte gerade so.
Außer einem Mann mit Hund ganz zu Beginn der Wanderung ist mir auf meinem Weg sonst niemand begegnet.
Außer einem Mann mit Hund ganz zu Beginn der Wanderung ist mir auf meinem Weg sonst niemand begegnet.
An einigen Stellen wurde die
Streckenführung geändert. Die im Internet zur Verfügung gestellten gps-Dateien
sind nicht mehr aktuell. Scheinbar wurde wegen einer Neu- bzw.
Nachzertifizierung der Weg an einigen Stellen geändert, denn u.a. wurde auch
ein Spielplatz neu angelegt.
Zum perfekten Zeitpunkt schickt mir mein Freund eine Nachricht und wir verabreden uns im Idarer Brauhaus zum Essen, denn langsam meldet mir mein Körper, dass die beiden Scheiben Brot
nicht für den Rest des Tages reichen werden. 13:00 Uhr ist Treffpunkt, also
nach Hause fahren und duschen.
Hauptmahlzeit des Tages - Flammkäse |
Beim Essen fällt meine Wahl auf Flammkäse-Steaks vom Bornwiesenhof an Fettucininudeln mit Pesto und Pfannengemüse, denn auf Fleisch habe ich heute keine Lust.
Nach ein paar Radlern, gutem
Essen und netten Gesprächen trennen sich unsere Wege.
Zu Hause heißt es für mich
nun packen, Rennrad ins Auto laden und nach Weierbach fahren, wo wir uns mit
acht Personen zu einer Tour durch idyllische Hunsrückdörfer treffen. Beim Start
um 18 Uhr ist es noch immer sehr warm. Über den Nahe-Radweg geht es nach Kirn
und von dort aus weiter nach Hahnenbach und Rudolfshaus. Der Anstieg nach
Sulzbach ist bei dieser Witterung sehr anstrengend, zumal der Körper nicht vom
Fahrtwind gekühlt wird. Oben ist meine erste Flasche schon so gut wie leer. Kurze
Pause und weiter nach Hottenbach. Über die Höhe bei Hellertshausen gelangen wir
nach Asbach. Jetzt folgt die schöne Abfahrt bis zur Weidener Brücke und
Herrstein ist unser nächstes Ziel. Vorbei an Niederwörresbach folgen wir der
Landstraße und radeln durch Fischbach. Überall sitzen Menschen gemütlich vor
oder neben dem Haus, was bei diesen Temperaturen nicht wundert. Mir ist es auf
dem Rad bei netter Gesellschaft aber doch lieber. Bis zum Parkplatz am
Bahnhaltepunkt Weierbach sind es jetzt nur noch ein paar Meter.
Tomatenbrot mit Ei geht immer |
Zu Hause klingt der Abend
auf der Terrasse des Nachbarn gemütlich aus. Ein Tomatenbrot sowie ein
gekochtes Ei genügen mir als Essen, dazu ein paar Bier - perfekt.
Weitere Informationen, Fotos und GPS-Dateien unter
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hkxrfppvybnqjvad
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=imnojbumtkvpjkoe
Update am 27.07.:
Das Kampfflugzeug war dann doch ein Tornado.
Zitat Frank: "Klar, eindeutig Tornado - er hat zwei Zusatztanks drunter und auf Bild 9386 sieht man sogar noch weitere 2 Pylone an den äußeren Unterflügelstationen und eine Startschiene am linken Tankpylon - entweder leer oder mit Raketen - kann man nicht sagen."
Weitere Informationen, Fotos und GPS-Dateien unter
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hkxrfppvybnqjvad
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=imnojbumtkvpjkoe
Update am 27.07.:
Das Kampfflugzeug war dann doch ein Tornado.
Zitat Frank: "Klar, eindeutig Tornado - er hat zwei Zusatztanks drunter und auf Bild 9386 sieht man sogar noch weitere 2 Pylone an den äußeren Unterflügelstationen und eine Startschiene am linken Tankpylon - entweder leer oder mit Raketen - kann man nicht sagen."