14. und 15. September 2016:
Bike-Urlaub in den Dolomiten:
Das Stilfser Joch im Vinschgau
Superlative gibt es in den Alpen etliche.
In Südtirol ist vor allem einer berühmt-berüchtigt: Das Stilfser Joch im Vinschgau, die höchste Passstraße Italiens.
Härtetest mit dem Rennrad oder Mountainbike: 48 Kehren zum Pass auf 2.757 m Höhe.
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"Die Königin der Passstraßen" und "Höchster Rummelplatz Europas" sind die beiden meistgebrauchten Beinamen des Stilfser Jochs.
In wie weit diese Bezeichnungen tatsächlich zutreffen, kann jeder selbst beurteilen.
Unbestritten ist jedoch, dass es sich mit 2.757 m Höhe nicht nur um den höchsten Gebirgspass Italiens handelt, sondern – sofern man die Cime de la Bonette, bei der es sich definitiv um keinen Pass im geografischen Sinne handelt, nicht mitzählt – nach dem Col de l’Iseran um die zweithöchste Passstraße der Alpen, und dass die klassische 48-Kehren-Auffahrt von Prad wohl zu den bekanntesten und prestigeträchtigsten Anstiegen Europas gehört.
Das Stilfser Joch ist ein Übergang zwischen Südtirol und der Lombardei, genauer gesagt zwischen dem oberen Veltlin und dem Vinschgau.
Der Pass wird im Süden eingerahmt vom Ortler-Massiv mit dem Ortler (3.905 m) und dem Monte Scorluzzo (3.094 m) als bekanntesten Gipfeln, so dass auch für ein angemessen grandioses Panorama auf der Anfahrt gesorgt ist.
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Die Garibaldi-Hütte |
Berühmtestes Fotomotiv dürfte jedoch die Kehrenfolge auf dem Schlusshang der Ostseite sein.
Das Stilfser Joch liegt inmitten des gleichnamigen Nationalparks.
Die Straße zählt auf Südtiroler Seite 48 und auf Veltliner Seite 34 Kehren.
Man wird mit grandiosem Panoramablick auf die Ortlergruppe und die Ötztaler Alpen belohnt.
Kehre um Kehre schraubt sich die Straße bei durchschnittlich 9-11% und maximal 15% Steigung nach oben.
Bis zur Kehre 31 führt die Strecke durch den Wald und nach dem ersten Drittel geht einem durch den Kopf: "Kann nicht mehr so schlimm werden." Oh doch!
Die Kehre 29 liegt knapp unter der Baumgrenze und öffnet den Blick auf das zentrale Bergmassiv im Nationalpark Stilfser Joch, den vergletscherten Ortler.
Ab der 24 ist der Blick frei und man ahnt, was tatsächlich noch alles auf einen zukommt. Am besten einfach nur treten und das wirklich unglaubliche Panorama genießen.
Weniger Trainierte greifen spätestens am Berghotel Franzenshöhe (2.188 Meter) beim Blick nach oben auf ihre Motivationsreserven zurück.
Aber keine Sorge. Spätestens in der Kehre 14 erreicht der Endorphinspiegel eine ungeahnte Höhe (oder es geht eben gar nichts mehr).
Die letzten Kurven bis zum Pass sind durch die dünne Höhenluft für alle nicht ohne.
Und dann...
Endlich! 48 Kehren bezwungen, 2.757 m Passhöhe erreicht, runter vom Rad, Blick zum Ortler, ganz, ganz tief durchatmen und nur noch genießen.
Nach einer kurzen Pause geht es weiter hoch zur Garibaldi-Hütte, wo wir eine Übernachtung gebucht haben.
Nur das nötigste haben wir in unseren Rucksäcken, schließlich mussten wir alles mühsam hochstrampeln.
Ein schöner Abend bleibt uns im Gedächtnis...
Am nächsten Morgen... der legendäre Goldsee-Trail erwartet uns - ein spektakuläres Trail- und Naturerlebnis mit Gletscherblick.
Die Strecke vom Stilfser Joch bis nahe Glurns ist eine fahrtechnische Herausforderung.
Schnell den Schlaf aus den Gliedern schütteln, warm einpacken und los geht's.
Dieser tolle Trail schlängelt sich an den Hängen entlang, nähert sich langsam dem noch weit entfernten Vinschgau, welches man aber in der Ferne schon erkennen kann.
Wenn der Blick nach rechts schweift, ist das mächtige Ortlermassiv zu sehen, das bisher noch in Wolken gehüllt ist und hinter uns erstreckt sich der Gletscher des Sommerskigebietes des Passo Stelvio.
Anfangs zieht sich der Trail glatt und schmal an der Bergflanke entlang.
Man kann es richtig fliegen lassen, denn es stellt sich einem nichts in dem Weg.
Einzig der Blick auf das Orltermassiv, welches direkt gegenüber dem Goldseetrail liegt, lädt zu kurzen Pausen ein.
Es geht weiter, immer diesen fast endlos wirkenden Kurven entlang, die sich um die Bergflanke in leichtem Gefälle herumschlängeln – ein wahrer Rausch ist vorprogrammiert.
Nach den ersten Kilometern ändert der Trail seine Charakteristik und wird etwas verblockter, weil er mehr oder weniger mitten durch ein Geröllfeld führt.
Allerdings ist er dort immer noch gut zu fahren – er ist hier nur etwas technischer und nicht mehr einfach zum rollen.
Aber ein bisschen Abwechslung ist schließlich immer gut.
An der Glurnser Alm steigt man in den Weg mit der Nummer 24 ein, der bis nahe Glurns führt.
Durch den Ort geht es weiter zum Ausgangspunkt nach Prad.