Das Nahetal bietet jede Menge Wanderrouten. Einer der schönsten Wege ist die TourNatur im Salinental zum Rheingrafenstein.
Wer gerne auf Wanderschaft ist und ein paar schöne Stunden erleben möchte, braucht nicht viel.
Hier ein kleiner Bericht unseres Tages:
Am Schleiferplatz in Idar besteht die Möglichkeit, im IDARER BRAUHAUS gut zu frühstücken.
Von hier sind es nur wenige Meter bis zur katholischen Kirche Peter und Paul, wo wir in den Stadtbus der Linie 301 steigen und die RNN Tageskarte verlangen. Als Single zahlt man 21,00 Euro, für die Gruppenkarte (2 bis 5 Personen) werden 26,20 Euro fällig.
Vom Bahnhof geht es mit dem Zug weiter bis Bad Kreuznach. Dort steigen wir in den Bus der Linie 201, warten vier Stationen bis zur Karlshalle und sind am Ziel.
Hier im BRAUWERK, direkt neben einem Gradierwerk im Salinental, genießen wir ein kühles Bier bevor wir der mit einem Felsenahornblatt markierten Route der TourNatur folgen.
Schnell haben wir das Wohngebiet hinter uns gelassen und befinden uns im Stadtwald.
Der Weg führt uns durch das Naturschutzgebiet „Gans“ vorbei am Fernsehturm bis zur Sternwarte. Immer wieder bieten sich Ausblicke ins Salinental.
Das nächste Highlight ist die Burgruine Rheingrafenstein. Einen Blick vom Bergfried aus in das Nahetal und zur gegenüberliegenden Ebernburg darf man nicht versäumen.
Die Burg Rheingrafenstein wurde vermutlich im 11. bis 12. Jahrhundert von den Emichonen (Nahegaugrafen) gebaut. Mit Sicherheit gilt: Sie ist die Stammburg der Ritter vom Stein, der späteren Wild- und Rheingrafen, und verblieb bis zur Französischen Revolution in ihrem Besitz. 1196 nannte sich Wolfram von Stein erstmals "Rheingraf", daher auch der Name der Burg. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde sie von Spaniern und Schweden erobert und schließlich im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 von Truppen des französischen Generals Mélac zerstört.
Eine Treppe führt durch den Felsen zu einer Aussichtsplattform.
Von der Burg hinab verläuft ein Serpentinenweg über Treppen in ein dunkles und enges Bachtal, das Huttental, das seinen Namen von der lange Zeit in diesem Tal betriebenen Metallgewinnung hat.
Hier bieten sich von April bis Oktober zwei Möglichkeiten: Man wählt den nach links abzweigenden Weg bis zum Campingplatz und überquert die Speckerbrücke; dies ist auch die Alternativstrecke wenn der Fährbetrieb ruht.
Doch mit der Fähre ist es natürlich schöner und genau für diese Variante entscheiden wir uns. Wenige Schritte später stehen wir am Naheufer, wo Fährmann Hans-Joachim Gellweiler mit „HaJos Fähre“, der einzigen handgezogenen Fähre Südwestdeutschlands, auf seine Fahrgäste wartet.
Waren es früher vor allem Holz, Salz und Baumaterial, das die Fähre transportierte, so sind es heute Wanderer und Mountainbiker, die den Fährservice nutzen.
Allein das ist schon ein Erlebnis. Für einen Euro pro Person setzt der Fährmann über.
www.hajos-faehre.de
Wie Chris de Burgh schon sang, soll ich den Fährmann erst bezahlen, wenn er mich zur anderen Seite übergesetzt hat.
"Don't pay the ferryman,
don't even fix a price,
don't pay the ferryman,
until he gets you to the other side"
Man hört ja immer wieder vom geheimnisvollen, unheimlichen, schicksaltragenden Fährmann, sei es nun in Thomas Manns „Tod in Venedig“, in Dantes „Göttlicher Komödie“ oder im Grimmschen Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“.
Die Gestalt des Fährmanns besaß in vielen Kulturen eine mythologische Bedeutung und wurde oft mit dem Übergang vom Leben in den Tod assoziiert.
Aber wer ist dieser Fährmann und wie bezahlt man ihn?
Dafür muss man sich mit der griechischen Mythologie auseinandersetzen.
Die alten Griechen stellten sich das Leben nach dem Tod ähnlich wie die Römer vor. Nach dem Tod musste die Seele des Verstorbenen, nachdem sie vom Götterboten Hermes dorthin geführt wurde, einen dunklen Fluss überqueren. So kam sie in die Unterwelt.
Acheron ist in der griechischen Mythologie einer der fünf Flüsse der Unterwelt. Er gilt - neben der Styx - als Totenfluss, über den Charon mit seiner Fähre die toten Seelen in den Hades gebracht hat.
Hades bezeichnet den Totengott und Herrscher über die gleichnamige Unterwelt.
Kerberos, der dreiköpfige, schlangenhaarige Höllenhund, bewacht den Eingang zum Hades und sorgt dafür, dass kein Lebender die Unterwelt betritt und kein Toter sie verlässt.
Demnach stellt der Fluss Styx die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich Hades dar. Die Seelen der Toten werden von Charon, dem Fährmann, über den Fluss geschifft.
Damit sie den Fährmann Charon bezahlen konnten, wurde den Toten eine Münze, auch „Charonspfennig“ genannt, unter die Zunge oder in die Hand gelegt.
Besonders die Lage der Münze im Mund stellte sicher, dass der Tote diese im Jenseits bei sich hatte. Diese Münze, der Obolus, um die es hier geht, wurde in der Antike in Griechenland verwendet: Ein obolos war die kleinste griechische Münze, der sechste Teil einer Drachme und angeblich entsprach sie dem Tageslohn für einfache Arbeiter. Sie wurde häufig für wohltätige Zwecke ausgegeben. Und schon ist klar, woher eine bekannte deutsche Redewendung stammt.
Ins Deutsche gelangte das Wort über die gleichbedeutende lateinische Form obulus.
Auch im angeblich von Prodikos von Phokis verfassten und nur fragmentarisch überlieferten Epos Minyas aus dem 7. bzw. 6. Jahrhundert vor Christus, heißt es, der Fährmann Charon bringe die Toten für den kargen Lohn eines ihnen in den Mund gelegten Obolus über den Fluss Acheron in die Unterwelt.
Die Toten sind längst an ihrem Ziel angekommen und vergessen, doch die unscheinbare Münze ist durch die Redensart unsterblich geworden.
Unbestattete Tote bzw. Verstorbene, die nicht die Begräbnisriten empfangen haben und denen Charon den Zugang verwehrte, mussten in der damaligen Glaubensvorstellung einhundert Jahre am Ufer des Acheron als Schatten umherirren.
Diese Begräbnissitte wurde später von den Römern übernommen und breitete sich auf weitere Kulturkreise aus. Sie hielt sich bis in das Frühmittelalter hinein.
Was uns Chris de Burghs Song „Don’t pay the ferryman“ sagen will, ist – wie so oft – Interpretationssache.
Fakt ist der Bezug zu dieser Mythologie.
Soll man seinem Gegenüber keinen Glauben schenken?
Bedeutet es, dass man niemanden bezahlen soll, bevor die Arbeit getan ist?
Man kann die Bedeutung auch als Metapher sehen: Du kannst dich nicht im Voraus für etwas "freikaufen".
Egal, was Du zu tun gedenkst, es gibt keine Absolution im Voraus. Jeder zahlt erst, wenn die Zeit gekommt ist.
Mir gefällt die Vorstellung der Überquerung des Totenflusses mit Hilfe des unbestechlichen Fährmannes Charon und einer Geldmünze als Bezahlung für die Überfahrt.
…Moment… unbestechlich? Charon war es untersagt, Lebende über den Fluss zu bringen. Einigen griechischen Helden gelang es jedoch, ihn zu überlisten.
Herakles (Herkules) stand am Fluss Styx. Als Charon sah, dass er die schwere Last einer lebenden Seele übersetzen sollte, weigerte er sich. Mit Gewalt zwang Herakles ihn zum Gehorsam und gelangte so zu Hades.
Orpheus beispielsweise bezauberte ihn mit dem magischen Klang seiner Leier, Aeneas besaß einen Goldenen Zweig, den er Persephone überreichte und der ihm so Zugang zur Unterwelt verschaffte und auch Odysseus kam an Charon vorbei und vermochte in der Unterwelt mit den Geistern der Toten zu reden.
Der Rotenfels (zum Vergrößern anklicken) |
Noch in Gedanken versunken stehe ich längst auf der anderen Seite an der Nahe-Promenade am Kurpark.
Wir zahlen, laufen weiter über die Friedensbrücke und sehen schon die mächtige Steilwand des Rotenfelsmassivs.
Der vulkanische Rhyolithblock bildet auf einem Kilometer Länge die höchste Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien.
Es geht weiter parallel zum Radweg, wir überqueren die Straße und folgen dem Weg, der nach wenigen hundert Metern rechts in die Weinberge abzweigt. Durch die Weinberge wandern wir zum Götzenfels. Hier geht es steil auf engem felsigen Pfad hinauf auf das Rotenfelsmassiv. Am Ende des Weges durch Krüppeleichenwald stehen wir auf dem Aussichtspunkt „Bastei“ und erleben den faszinierenden Fernblick über die Ebernburg. Weit reicht der Blick über das Nahebergland: Vom nordwestlich gelegenen Lemberg über den Ortsteil Ebernburg mit der gleichnamigen Burg bis zum Rheingrafenstein. Bei klarem Wetter ist rechts vom Rheingrafenstein das Donnersbergmassiv (687 Meter), der höchste Berg der Pfalz, zu erkennen.
Von der Bastei aus wandern wir weiter an der Hangkante entlang in offenes Wiesenland. Bevor der Weg in den Wald hineinführt, gibt es nach links Gelegenheit zur Einkehr im Gasthaus Bastei. Hier füllen wir in gemütlicher Atmosphäre den Flüssigkeitshaushalt wieder auf und gehen weiter zum Stadtwald (Hardt).
Gradierwerk im Salinental beim BRAUWERK |
Unser Weg zweigt bald nach rechts ab und führt über den Uhukopf zum Oranienberg durch dichten Kastanienwald. Vorbei an verschiedenen Hütten geht es ab dem Aussichtspunkt „Recumsblick“ auf einem Serpentinepfad steil hinab ins Nahetal, bis wir auf der Salinenbrücke stehen, von wo aus wir schon das Gradierwerk des Salinentals sehen, das den Beginn unserer Tour markierte.
Wieder am BRAUWERK angelangt, gönnen wir uns… ihr wisst schon was…
Es war eine tolle Wanderung. Auch wenn es sich nicht um eine ausgewiesene „Traumschleife“ handelt, gebe ich prinzipiell jedem Weg die Chance, Eindrücke bei mir zu hinterlassen… und das ist ihm geglückt.
Lange ist es her, dass ich einen Weg gewandert bin, der so viele traumhafte Aussichtspunkte bieten konnte.
Zudem verbreitet der Kiefernwald ein mediterranes Ambiente.
Weitere Informationen, Fotos und GPS-Dateien unter:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=tybuumcmhckdhmsb