Samstag, 22. Februar 2020

Als der Krieg nach Idar-Oberstein kam

Samstag, 22. Februar 2020:
Heute vor 75 Jahren, am 22. Februar 1945, es ist ein Donnerstag, wird ein Luftangriff auf den Idar-Obersteiner Stadtteil Idar geflogen, der 32 Menschen das Leben kostet, darunter auch Kinder.
An diesem Vormittag, es ist herrliches Wetter, kommen amerikanische Jagdbomber im Tiefflug von Westen über Algenrodt und werfen etwa 70 Bomben ab.
Ziel des Angriffes ist die Marktschule. Wahrscheinlich, weil dort ein Munitionslager vermutet wird.
Andere Stimmen behaupten, das rote Backsteingebäude sei mit einer Kaserne verwechselt worden.
Warum einige Bomben zu spät ausgeklinkt werden, bleibt wohl unklar. Möglicherweise, weil das im Tal liegende Zielgebäude von den Piloten der Fliegerstaffel zu spät erkannt wird.
So kommt es, dass 17 Häuser in der Kobach-, Schachen-, Kies- und Goethestraße völlig zerstört werden, wie einem Bericht der Nahe-Zeitung zu entnehmen ist.
Das Haus in der Goethestraße 38, in dem meine Großeltern wohnen und in dem mein Großvater eine Schreinerei eingerichtet hat, wird nur knapp von einer der rund 70 Bomben, die insgesamt auf Idar gefallen sind, verfehlt und schlägt im darüber liegenden Wohnhaus in der Kiesstraße ein.


Zum Vergrößern anklicken:
Stummer Zeitzeuge: Spuren des Zweiten Weltkrieges.
Geschoss-Einschlag an der Nahebrücke
zwischen Idar-Oberstein und Kirn-Sulzbach
In Oberstein werden in den folgenden Tagen der Bahnhof, die Hohlschule (die sich in der späteren Hohlkaserne befand), einige Häuser in der Hasbach, die Hindenburgbrücke am Bahnhof (heute Wilhelm-Leuschner-Brücke) sowie das Eisenbahnviadukt am "Gefallenen Felsen" bombardiert.

Bereits bei den ersten beiden Angriffen auf Idar am 11.10.1944 und 23.01.1945 gab es Tote zu beklagen.
Insgesamt blieb Idar-Oberstein weitgehend von Bombenangriffen verschont, obwohl gerade in Oberstein kriegsrelevante Industrie angesiedelt war.

Nach dem Bericht der Nahe-Zeitung vom 22.02.2015 sah der damalige Bürgermeister Ludwig Bergér dafür drei Hauptursachen: Zunächst einmal machte die topografische Situation Angriffe schwierig, zudem hätten sich die Amerikaner schon frühzeitig Klotzberg- und Straßburgkaserne als künftige Unterkunft ausgesucht, und zum Dritten habe er darauf geachtet, dass sich Idar-Oberstein nach außen immer nur als Schmuck- und Edelsteinstadt präsentierte und nicht als Hersteller von Rüstungsgütern.