Freitag, 05. Juni 2015:
Und wieder ist
es dieser unglaubliche Felsenweg im pfälzischen Rodalben, der uns magisch anzieht.
Heute wache
ich auf, bevor mich der Wecker aus dem Schlaf reißt. Überrascht von mir selbst,
trinke ich einen Kaffee, gönne meinem Magen eine Kleinigkeit und sitze um 06:50 Uhr im Büro. Zehn Minuten vor
offiziellem Arbeitsbeginn, meinen Arbeitgeber wird es freuen.
Heute
erfülle ich lediglich mein Soll. Fünf Stunden arbeiten, dann geht es nach
Hause, denn ich muss um 13:00
Uhr am verabredeten Treffpunkt an der Weinsauschule sein, was übrigens weder
etwas mit „Wein“ noch mit „Sau“ zu tun hat, denn der Betonung nach setzt sich
das Wort aus „Weins“ und „Au“ zusammen.
Nachdem wir
Fahrgemeinschaften gebildet haben, treten wir unsere Reise an.
Zu siebt sind
wir an diesem Tag unterwegs. Es ist Freitag, der Tag nach Fronleichnam, und somit
ein beliebter „Brückentag“.
Daher gehe
ich von einem erhöhten Aufkommen an Wanderern und Mountainbikern aus.
Vorsichtshalber habe ich mir eine kleine Klingel am Lenker montiert, damit wir
uns freundlich und früh bemerkbar machen können.
Vor fast
genau einem Jahr, im Juni 2014, erlebten wir eine tolle 3-Tages-Tour im
Pfälzerwald. Leider war es mir seinerzeit nur möglich, Sonntags, am letzten
Tag, zur Gruppe zu stoßen. Damals startete die Tour am Johanniskreuz.
Das
Thermometer zeigt bei Abfahrt 31,5 Grad. Die Wettervorhersage für diesen Tag: 33
Grad und 5% Regenwahrscheinlichkeit. Ein zweiter Wetterdienst meldet bei
gleicher Temperatur 20% Regenwahrscheinlichkeit, aber nach Regen sieht es
momentan ganz und gar nicht aus.
Nach einer angenehmen
Fahrt kommen wir im Gräfensteiner Land an.
Direkt an
der Hauptstraße endet unsere Reise auf einem
Parkplatz und wir steigen von den Autos auf die Mountainbikes um. Es stoßen
noch drei Freunde zu uns
Wir starten
die Tour in der empfohlenen Richtung im Uhrzeigersinn. Manche raten dazu, als
Biker die entgegengesetzte Richtung zu wählen, da man so zum Berg hin mit
rechts ausklicken kann.
Beim Start in Rodalben begleiten uns die vorhergesagten 33 Grad. Zum Glück sind wir gleich im
Wald, wo es größtenteils schattig und die Hitze erträglicher ist.
Der Weg ist
durch weiße Schilder mit grünem F durchgängig
hervorragend markiert,
Jeder ist
begeistert von dem wunderbar flowigen Trail.
Nach 11 km kommen
wir am Hilschberghaus des Pfälzerwald-Vereins an. Auch hier ist ein idealer
Start-/Zielort mit guter Parkmöglichkeit und schöner Lage inkl. Außenterrasse
hoch über Rodalben.
Wir füllen
unsere Energiespeicher und Flüssigkeitsvorräte auf. Für viele ist Kuchen ein
willkommenes Stärkungsmittel, ich gönne mir Bratkartoffeln mit zwei
Spiegeleiern für 4,20 Euro und dazu zwei Flaschen alkoholfreies Weizenbier. Das
Essen ist gut und die Preise fair.
Etwas in
der örtlichen Gastronomie zu konsumieren, ist sehr sinnvoll. Die Gegend ist
strukturschwach und freut sich über jeden Gast. Auf einer Gemeindeversammlung,
bei der es um Waldgesetze und Wegerechte geht, wirken Kommentare wie: "Radfahrer
bringen guten Umsatz, Radfahrer sind immer freundlich, rücksichtsvoll und
hilfsbereit..." wirklich Wunder. Dadurch wurde sicher schon so manches Bike-Verbot
gekippt.
Auf meinem
Kassenbon sehe ich eine Nummer. Wird diese auf einem Display angezeigt, ist das
Essen fertig – gut gelöst.
Tobias
pflückt sich zwei Zecken von den Beinen – schon werden einige Leute unruhig und
suchen sich ab. Es macht allerdings bei den schmutzigen Beinen wenig Sinn, ich
sehe aus wie ein paniertes Schnitzel.
Ich bin
dafür, wir schicken Tobias zum Zecken sammeln vor, weiß aber nicht, ob meinen
Vorschlag jemand ernst genommen hat.
Weiter geht
es, wie gewohnt, wunderbar flowig über 11 Seitentäler und an 20 imposanten
Felsmassiven, mit zum Teil seltenen Namen wie Karl-May-Felsen, Fuchsfelsen,
Kuhfelsen und Saufelsen, vorbei. So geht es - nur unterbrochen durch drei
Straßenüberquerungen - den ganzen Weg.
Es ist
wirklich der "längste Trail am
Stück", der mir bekannt ist.
Wer bei den
Abfahrten Mut hat und genügend Schwung mitnimmt, hat es beim nächsten Anstieg
leichter.
Man darf
auf diesem Weg nicht die Konzentration verlieren, aber
genau das macht die Strecke u.a. so reizvoll. Überall lauern Engstellen, felsige
Passagen und Stufen, die man nur mit perfekter Pedalstellung überwinden kann.
Dazu Spitzkehren, die man nur mit genau dosiertem Tempo und Schräglage richtig flüssig
fahren kann.
Das schöne
Licht-Schatten-Spiel der Buntsandstein-Felsen und Bäume kann man jedoch nur ausgiebig
genießen, wenn man kurz stehen bleibt, da der Weg keine Unachtsamkeit duldet
und es schmerzhaft und/oder teuer enden kann, wenn man sich über- bzw. die
Strecke unterschätzt.
Ich bin
froh, meine Trinkblase im Rucksack zu haben, so kann ich entspannter und
sicherer trinken, als mit einer Flasche.
Ein Lied meldet sich in meinen Gedanken zu Wort: Xavier Naidoo "Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer..."
Alle Fußgänger,
die wir getroffen haben - und es waren glücklicherweise nicht so viele, wie
befürchtet - waren ausnahmslos freundlich und haben uns entspannt passieren
lassen. Das ist keine Selbstverständlichkeit und es zeigt, dass man Biker
zumindest akzeptiert. Eine Freude ist es sicher nicht, wenn man ständig auf
engen ausgesetzten Pfaden Platz machen muss, deswegen hält man seine Gruppe am
besten klein und bleibt eng zusammen. Das macht es einfacher für alle Beteiligten.
Mit
Wanderern sollte man natürlich generell pfleglich umgehen. Freundlich grüßen,
sich bedanken wenn jemand zur Seite tritt oder den Hund anleint... das sollte eine
Selbstverständlichkeit sein.
Es ist
nicht ein Sturz, der Peters Helm fordert. Ein tiefhängender Ast, der vom
Vordermann noch gespannt wurde, schlägt von oben mittig auf seinen Helm und
zwingt ihn fast aus dem Sattel.
Große
Hitze, Konzentration sowie der stete Blick auf den Weg fordern ihren Tribut. Dazu
kommt der ständige Wechsel von Licht und Schatten - eine Herausforderung für
die Augen. Die letzten Kilometer plagen mich Krämpfe an der Rückseite der
Oberschenkel. Wohl zu wenig getrunken und zu wenig Salz im Wasser... und wieder diese Melodie: "Dieser Weg wird kein leichter sein..."
Ich kämpfe
mich durch und es gelingt mir, die Krämpfe durch wechselnde Belastung und
unterschiedliche Pedalpositionen immer wieder zu lösen.
Wir sind froh, als wir am Ende in die Eisdiele von Rodalben einkehren können – geschafft!!
Das Thermometer steht immer noch bei 28 Grad.
Mein Rad
hat mich zuverlässig begleitet und außer einer Schramme am Trikot, die ich
einem Baum zu verdanken habe und ein paar kleinen Kratzern am Helm, die entstanden
sind, weil ich einen Felsvorsprung falsch eingeschätzt habe, kam ich gut durch.
Es gehört bei alle dem auch etwas Glück dazu. Manchmal entscheidet ein
Zentimeter, denn die Physik kann man nun mal nicht überlisten.
Auf den
Rest der Gruppe kann man sehr stolz sein. Außer einem Schaden am
Schaltwerk, der vor Ort repariert werden konnte, einem Platten und einigen harmlosen Stürzen haben wir und unsere
Bikes alles gut überstanden.
Lediglich
kurz vor Ende müssen wir noch einen schwereren Sturz verkraften, aber das
Unfallopfer kann schon wieder einen Eisbecher essen.
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Ein Mountainbiker stürzt nicht, er geht kontrolliert vom Gerät ab! |
Danke an
unseren Organisator und alle Beteiligten, die für mich diesen Tag unvergesslich
machen.
Rodalben –
wir kommen wieder! Ganz bestimmt!
Etwas enttäuscht bin ich heute von mir selbst über die magere Ausbeute an Fotos... es war einfach verlockender, den Weg zu fahren, als ihn zu fotografieren.