Freitag, 01. Dezember 2017:
“ANGELS” klingt wie ein klassischer Love-Song, ist aber keiner.
Vielmehr ist es eine Liebeserklärung an die Verstorbenen.
Die Briten wählen die Ballade 2005 zum besten Lied der letzten 25 Jahre.
ANGELS stürmt 1997 in die Charts und ist der Startsschuss für Robbie Williams’ außergewöhnliche Solokarriere.
Für den Erfolg des Songs ist nicht alleine Robbie verantwortlich. Der Komponist Guy Chambers hat ihn gemeinsam mit Williams geschrieben.
Eine perfekte Mischung, die noch viele weitere Alben hervorbringen soll.
Soweit die offizielle Version.
Tatsächlich liegt der Ursprung des Songs bei dem irischen Musiker Ray Heffernan.
Robbie und Ray treffen sich im Winter 1996 zufällig in einer Kneipe in Dublin.
Sie reden und trinken. Bis Ray ihm von seinem Song “An Angel Instead” erzählt, der tragischen Geschichte seines vor der Geburt verstorbenen Kindes.
Begleitet von viel Alkohol ziehen die Männer von der Kneipe auf Rays Dachboden um und schreiben gemeinsam bis in den frühen Morgen an Songs… auch an ANGELS.
Später werden dem irischen Musiker die Rechte an dem Song vollständig abgekauft – gegen eine einmalige Zahlung von rund 10.000 Euro.
Guy Chambers und Robbie Williams machen aus dem Stück einen Millionenerfolg.
Auf dem Booklet zur CD werden am Ende nur Robbie und Guy als Texter und Komponist genannt. Ray Heffernan bekommt lediglich eine versteckte Grußbotschaft.
Geboren in einem Vorort von Manchester gewinnt Robbie Williams schon als Dreijähriger einen Talentwettbewerb und macht früh als Klassenclown auf sich aufmerksam.
Sein Vater ist Varieté-Künstler und so zieht es auch Robbie Williams auf die Bühne.
Seine Musikkarriere startet er Anfang der 90er mit der Boy-Band “Take That”.
1995 sind “Take That” in 31 Ländern auf Platz Eins und Robbie der Liebling der Fans.
Als im Mai 1995 das Album “Nobody Else” erscheint, brodelt es hinter den Kulissen von “Take That” gewaltig. Der 21-jährige Williams hat das Kapitel bereits abgeschlossen.
Robbie Williams im Interview von 1995:
„Ich habe keine klare Vorstellung davon, wo für die Gruppe die Reise hingeht, da bin ich eher ein Mitläufer. Wenn ich den Eindruck habe, etwas geht in die falsche Richtung, dann sage ich das. Und wenn ich eine Entscheidung gut finde, dann stimm‘ ich dem zu.
Klar habe ich auch eigene Idee, aber die behalte ich meistens für mich, aus Angst, damit komplett falsch zu liegen.“
Die Bombe platzt vier Monate später. Robbie Williams verlässt die Gruppe.
Die Nachricht stürzt Fans weltweit in Verzweiflung. Aufgelöste Teenager wollen nicht wahrhaben, dass ihre Lieblingsband auseinanderbricht. Unzählige Selbstmorddrohungen gehen bei eiligst eingerichteten Hotlines ein.
Als Grund für seinen Ausstieg geben das Management und die verbliebenen Bandmitglieder an, dass Robbie der ganze Rummel einfach zuviel geworden ist.
Mark Owen 1995 im Interview:
„Robbie hat seine Entscheidung getroffen. Wir wissen nicht, was ihn dazu bewogen hat.
Zu den Vorwürfen können wir sagen, naja, es gibt Zwänge und Druck, aber gibt es den nicht in jedem Job? Es gibt immer gute und schlechte Tage. Wir jedenfalls haben viel zu viel Spaß bei der Sache, als dass wir ans Aufhören denken.
Bei Robbie war das anders, er hat den Spaß verloren.“
Aber schon wenig später kommt die Wahrheit ans Licht.
Nicht Robbie drängte auf seinen Bandausstieg, er wurde schlichtweg gefeuert aufgrund anhaltender Party- und Drogenexzesse.
Noch während Robbie im englischen Frühstücksfernsehen gute Miene zum bösen Spiel macht, reichen seine Anwälte Klage ein.
Die Zeichen stehen auf Krieg.
Für Robbie beginnt ein neues Leben ohne “Take That”. Der Ex-Teenie-Star tut alles, um sein Boyband-Image loszuwerden.
Vier Singles erscheinen zwischen 1996 und 1997, doch an die Erfolge von “Take That” kann Robbie Williams nicht anknüpfen.
Bald ist der Sänger ohne Schulabschluss der letzte, der noch an seine Solokarriere glaubt.
Robbie Williams, Interview von 1997:
„Ich bin der geborene Entertainer. Ein absoluter Bühnenmensch. Ich bin geboren, um vor dieser Kamera zu stehen und tausende Menschen zu unterhalten.“
Im September 1997 präsentiert Robbie Williams in Paris sein Solo-Debütalbum “Life Thru A Lens”. Dabei nennt er der Presse auch seinen Songfavoriten:
„Angels ist mein Lieblingstrack auf dem Album. Es ist eines der ersten Stück aus der Zusammenarbeit mit Guy Chambers. Es ist sehr persönlich, denn es handelt von etwas, an das ich glaube. Dass es etwas oder jemanden gibt, der auf uns achtet. Eine höhere Macht.“
Sein Bauchgefühl trügt den Engländer nicht.
ANGELS wird am 1. Dezember veröffentlicht und entwickelt sich zum Weihnachtshit 1997.
Das Album hält sich daraufhin fast ein Jahr lang in den britischen Top 10.
ANGELS ist bis heute ein Höhepunkt auf allen Williams-Konzerten. Dabei widmet Robbie den Song oft den verstorbenen Angehörigen anwesender Fans.
ANGELS – für Robbie einst die Rettung seiner Karriere, für Trauernde ein tiefer Trost und für Verliebte einer der schönsten Kuschelsongs der Welt.
(Quelle: Auszugsweise aus der VOX-Serie "100 Songs, die die Welt bewegten")
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