Sonntag, 25. September 2016

Bunkerwanderung in Nohfelden

25. September 2016:
Der "Nahe.Wander.Sommer 2016" bietet 19 erlebnisreiche Wandertouren, die die ganze Vielfalt der Region zwischen dem Bostalsee im Saarland und dem Rhein bei Bingen zeigen.
Eine davon ist die Bunkerwanderung in Nohfelden am heutigen Tag, die um 13.30 Uhr am Golfpark Bostalsee nahe dem Ortsteil Eisen startet.
Die Wanderung unter sachkundiger Führung von Peter Waltje bringt uns auf einer Länge von ca. 8 Kilometern zu Bunkeranlagen rund um Nohfelden-Eisen.

Munitionsunterstand M 217

Im Saarland haben sich im Landkreis St. Wendel noch viele Bunker der 1938 eingerichteten Luftverteidigungszone (LVZ) West erhalten, davon 14 in und um Nohfelden-Eisen.
Da sich hier neben Gefechtsständen und Flakbatterien auch Mannschaftsunterstände, Munitionsbunker und Kleinstbauwerke finden, konnten wir einen umfassenden Eindruck von den verschiedenen Bautypen der LVZ West gewinnen.

Zu sehen gibt es u.a. einen Munitionsunterstand (M-Stand) mit der taktischen Nummer M 217, der auch betreten werden kann.
Bei den M-Ständen handelt es sich um Lagerbunker für Munition. Sie sind nicht für die Unterbringung von Truppen gedacht, also auch nicht gasdicht ausgelegt und besitzen demzufolge auch keine Gasschleuse.

Die beiden Räume der Anlage können durch jeweils eine 1,80 m hohe Stahltür betreten werden, die allerdings, entgegen der Vorgaben des Regelbauplanes, nicht 1,20 m sondern lediglich 0,80 m breit ist.
Von diesem Bauwerk existiert auch eine leichte Variante (MI) mit nur einer Tür und dünneren Außenwänden und Decke.
Das hier vorhandene Bauwerk ist eines von noch vier intakt erhaltenen im Saarland und das einzige, was mit seinen seltenen Originaltüren ausgestattet ist. 

Doppelgruppenunterstand U 218

Weiter geht es zu einem Doppelgruppenunterstand mit flankierender Anlage (U-Stand) mit der taktischen Nummer U 218, der ebenfalls betreten werden kann.
U-Stände sind Unterkunftsbunker für zwei Infanteriegruppen, die als reine Schutzbauten für die Truppe verwendet wurden, die zum Führen des Feuerkampfes die Anlage verlassen musste.
Die flankierende Anlage, obwohl in der Regel mit einem leichten MG ausgestattet, diente in der Hauptsache der Verteidigung des Eingangsbereichs.

Eine Nebenaufgabe begründet sich in der Forderung, dass diese so anzuordnen sei, dass ein Bestreichen benachbarter Anlagen möglich sein sollte.
Von diesem Bauwerk existiert auch eine sehr häufig ausgeführte Variante ohne flankierende Anlage.
Der hier vorhandene Bunker ist gemäß dem Regelbauplan spiegelbildlich ausgeführt worden.
Die Wand- und Deckenstärke beträgt 1,50 m Stahlbeton (Eingangsseite 1,00 m), die Stärke der Panzerbauteile 30 mm.
Die Anlage ist gasdicht ausgelegt und sollte mit einem Sehrohr ausgestattet werden.


Nur ein paar Schritte weiter gibt es an der restaurierten Bunkeranlage in Eisen die auf Vorbestellung gelieferte Erbsensuppe mit Würstchen.

B-Stand Sonderkonstruktion (unten links Munitionsloch)


Nach der kleinen Stärkung besichtigen wir den Maschinengewehrschartenstand mit Mauerscharte (B-Stand Sonderkonstruktion SK).
Bei den B-Ständen handelt es sich um die einzige Kampfanlage der Luftwaffen-Regelbauentwürfe.
Der hier vorhandene Bunker ist eine Sonderkonstruktion, da die im Regelbau vorgesehene Schartenplatte von 120 mm Stärke durch eine Mauerscharte (Treppenscharte), die zusätzlich mit einer schwächeren Schartenplatte verstärkt ist, ersetzt wurde.
Eine solche Variante des B-Standes wurde in der LVZ West bis dato erst zwei Mal gefunden.
Auch diese Anlage ist gasdicht ausgelegt und sollte mit einem Sehrohr ausgestattet werden.
Im Inneren des Bunkers ist u.a. die Schartenlaffette 08 zu sehen, auf der Peter Waltje ein MG 34 montiert hat. 

Bei diesem Bunker ist das "Munitionsloch" gut zu sehen.
Das Lüftungsrohr des Gebäudes knickt mindestens zweimal im 90-Grad-Winkel ab. Das schluckte im Falle einer Detonation einen großen Teil der Druckwelle und diente zudem als Splitterschutz.
Ein Rohr läuft allerdings gerade durch den Beton und mündet vor dem Eingangsbereich. Wurde von feindlichen Truppen eine Granate in das Lüftungsrohr geworfen, was die einzige Verbindung nach außen darstellt, fiel sie einfach durch und rollte vor den Bunker – da hat jemand mitgedacht.


Im B-Stand (Peter Waltje an Schartenlafefette mit MG 38)
An diesem Platz gibt es weitere interessante Dinge zu entdecken, u.a. die "Kochbunker".
Diese Ringstände sollen von einem aus Ostpreußen stammenden General Fiedler entwickelt worden sein, der an der Ostfront die Problematik von Schützenlöchern erkannt hatte, speziell wenn sich ein Panzer auf diesen dreht, und der zudem Besitzer einer Betonröhrenfabrik war.
Der Name stammt wohl von der Truppe, die diese Stände aufgrund ihrer Form "Kochtopf" nannten, woraus dann später der Begriff "Kochbunker" wurde.

Eine andere Theorie besagt, dass sie eine Entwicklung des ehemaligen Gauleiters von Ostpreußen, Koch, sein sollen.
Sie wurden im Jahre 1944 in das Stellungsbauprogramm aufgenommen und über 5.000 Mal in der Weststellung gebaut. Auch sie dienten dazu, Lücken in der Feuerlinie zu schließen.

Die "Kochbunker" stellen wohl die letzte Entwicklungsstufe der Ringstände dar.
Im Wesentlichen bestanden sie aus einer 1,70 cm hohen Betonröhre mit einer Wandstärke von 10 cm und einer seitlichen Zugangsöffnung von 75 cm Höhe. Darauf wurde dann ein Betonring mit einer Öffnung von 80 cm Durchmesser aufgesetzt. Die einzelnen Teile waren vorgefertigt und mussten nur noch eingebaut werden.
Die Einsatzmöglichkeiten der "Kochbunker" waren sehr vielfältig, so konnten sie als MG- Stand, als Beobachter mit einer kleineren Öffnung, als Unterstand mit verschlossenem Deckel, als Panzerfauststand oder sogar als erweiterter Unterstand verwendet werden, wobei zwischen zwei vertikal eingebauten Röhren eine dritte horizontal angeordnet wurde.
Die hier eingebauten Exemplare stammen aus dem Bereich Blieskastel.

Betonverstärkte MG-Stellung

Zuletzt sehen wir noch eine Betonverstärkung für MG-Stellungen, die aus dem Bienwald bei Bad Bergzabern stammt.
Als im Herbst 1939 die Anlagen des Westwalls besetzt wurden, erkannte man recht schnell, dass mit den vorhandenen Bauwerken nicht die geforderte durchgehende Feuerlinie erreicht werden konnte. Um diese Forderungen zu erfüllen und einen größeren Schutz der Schützen zu erreichen, verstärkte man feldmäßige MG-Stellungen mit Beton. Diese Betonverstärkungen gab es in verschiedenen Ausführungen, die stärkste war Ausbaustufe C - 60 cm - mit einer Panzerplatte als Verstärkung der Treppenscharte. Das hier gezeigte Exemplar ist eine sehr leichte Form, bei der man auf eine Treppenscharte wie auch eine Panzerplatte verzichtet hat. Ein gewisser Schutzwert ergibt sich jedoch dadurch, dass der größte Teil der Vorderseite angeerdet wurde.

Stilecht angereist

Viel zu früh geht es schon zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.

Auf die Veröffentlichung der GPS-Daten wurde absichtlich verzichtet.

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